Ende August kehrt Geeske Martens (21) aus Togo zurück, wo sie zwölf Monate in Projekten unserer Partnerkirche gearbeitet hat. In einem Interview mit Kark un Lüe zieht sie eine erste Bilanz ihres Aufenthaltes in Westafrika.
Kark un Lüe: Was hat dich in Togo am meisten beeindruckt?
Geeske Martens: Das ist nicht leicht zu beantworten, da mich viele Dinge hier beeindruckt haben. Etwa die Fähigkeit der Menschen zu glauben, dass es schon werden wird, worum auch immer es gerade geht. „Ça va aller“ (in etwa: „es wird schon gehen“) ist neben „du courage“ („nur Mut“) der gefühlt meistgenutzte Satz in allen Lebenslagen. Nicht immer sind alle voll davon überzeugt, aber sie scheinen alles zu versuchen, diese Zuversicht aufrechtzuerhalten.
Eine weitere faszinierende Sache ist die Versorgung mit warmem Essen. Überall an den Straßen verkaufen Frauen für ein paar hundert CFA (ca. 40 Cent) Mahlzeiten an diejenigen, die zu Hause nicht die Möglichkeit oder die Zeit haben selber zu kochen. Es ist spannend, wie dieser Handel funktioniert und das Stadtbild prägt.
Was war anders, als du es erwartet hattest?
Auch ich hatte einige Vorurteile im Kopf, die sich recht schnell als falsch herausstellten. Meistens handelte es sich um banale Kleinigkeiten – Dinge, die ich einfach so nicht erwartet hätte. Zum Beispiel hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich so oft bis tief in die Nacht nicht schlafen kann, weil die Musik der Bar in der Nähe oder die Gesänge und Gebete eines Gottesdienst zu laut sind. Ab und an wurde tatsächlich die ganze Nacht durchgemacht. Ich war davon ausgegangen, dass hier nachts nicht mehr viel los ist und alle Leute früh ins Bett gehen und früh wieder aufstehen.
Außerdem kann ich bis heute kaum glauben, wie unfassbar grün es hier ist! Wenn ich in den Bergen bin und in die grüne Ferne gucke, bin ich jedes Mal wieder überrascht von der Intensität der Farben.
Was bringst du mit zurück nach Deutschland?
Ganz viele Erfahrungen, Gespräche, Erinnerungen, Bilder im Kopf, Begegnungen mit tollen Menschen und eine verbesserte Fähigkeit, Dinge erst einmal neutral zu betrachten, ohne sofort darüber zu urteilen. Außerdem natürlich stark verbesserte Französischkenntnisse.
Was antwortest du in den nächsten Wochen auf die Frage: „Wie war es in Togo?“
Warm – und anders als in Deutschland. Nicht besser, nicht schlechter: Anders. Manchmal aber auch total ähnlich. Ansonsten ist mir die Frage vermutlich zu schwammig und ich werde mit der Gegenfrage antworten, was genau mein Gegenüber denn gerne wissen möchte. Auf jeden Fall werde ich aber wohl betonen, dass ich Togo sehr mag und ich meinen Aufenthalt (meistens) sehr genossen habe!
Was hast du vermisst?
Wie erwartet: Milch. Obwohl sich das Vermissen sehr in Grenzen gehalten hat. Ich wusste ja, dass ich bald wieder zurück bin. Trotzdem gab es natürlich ab und an kulinarische Sehnsüchte, zum Beispiel nach Käse oder Gerichten, die man hier nicht bekommt. In manchen Momenten habe ich natürlich auch meine Familie und Freunde vermisst und mir bei manchen Anlässen gewünscht, in Deutschland zu sein. Dann war ich aber einfach wieder froh über die Möglichkeit, in Togo zu leben – da ist das alles in den Hintergrund gerückt.
Was wirst du als erstes nach deiner Rückkehr tun?
Das weiß ich noch nicht. Ich habe mir aber auf jeden Fall vorgenommen, irgendwann einen ausgedehnten Spaziergang durch Edewecht zu machen um zu schauen, was sich verändert hat. Den Rest lasse ich einfach auf mich zukommen.
Das „Wort zum Mittwoch“ der Evangelischen Jugend Oldenburg (ejo), das Geeske Martens gemeinsam mit Félix Palouki in Togo gestaltet hat: