Hinter den Kulissen: Die Adventszeit ist eine aufregende Zeit – auch in den Kindergärten. Wenn die Kleinen gespannt auf das Weihnachtsfest warten, dann sind die Erzieherinnen besonders gefordert. Kark un Lüe hat in einem Gespräch mit Anke Timmermann und Regina Müller-Backermann nachgefragt, was in diesen Wochen im Kindergarten alles zu bedenken ist.
Vieles ist im Advent anders als sonst in den evangelischen Kindergärten. Vor allem die Kinder: Seit Wochen erleben sie um sich herum die Vorbereitungen auf das Fest. Weihnachtliche Sachen in den Läden, die Weihnachtsdekoration, Weihnachtslieder, die in den Geschäften gespielt werden, die Spielzeugprospekte in der Tageszeitung, nicht zuletzt der Adventskalender, der jeden Tag ein Geschenk bereit hält. Natürlich sind die Kinder aufgeregt in dieser Zeit.
Miteinander ist wichtig
In den Kindergärten stehen andere Aspekte des Advents im Vordergrund. Nicht Aufregung und Hektik, sondern Ruhe und Besinnlichkeit sind es, die den Kindern nahegebracht werden sollen. Der Blick soll auf die Weihnachtsgeschichte gelenkt werden – auf die eigentliche Bedeutung des Festes. „Für uns ist es wichtig, dass die Kinder zueinander finden und sich auf andere einlassen. Das Miteinander, für andere etwas tun – das ist in diesem Jahr unser Thema im Advent“, erläutert Regina Müller-Backermann, heilpädagogische Fachkraft im Jonathan-Kindergarten in Osterscheps, und fügt hinzu: „Auch eine Geschichte oder ein Lächeln können ein Geschenk sein – das wollen wir den Kindern nahebringen.“ Das ist nicht immer ganz einfach, wenn Kinder zuhause schon mehrere Adventskalender geöffnet haben oder zu Nikolaus beschenkt werden, als wäre schon Heiligabend.
Die Adventswochen werden im Kindergarten anders gestaltet als die übrige Zeit des Jahres. Auch die Räume werden speziell hergerichtet, um Raum zu geben für die besonderen Angebote. Der Kreativraum, der Spiel- und Leseraum, der Backraum – überall hier haben die Kinder die Möglichkeit, den Advent intensiv zu erleben.
Von einem besonderen Adventskalender berichtet Anke Timmermann, Leiterin des Kindergartens „Unterm Brückenbogen“ in Jeddeloh II. Weg von Geschenken, hin zu Überraschungen, heißt das Motto: Ein Kind, das eine Tür öffnet, findet dahinter eine Aktion für sich und einige Freunde, z.B. Backen mit einer Erzieherin oder Geschichten vorlesen.
An andere denken
In Osterscheps gibt es diesmal zu Nikolaus ein gemeinsames Geschenk für die ganze Gruppe. Um das Schenken geht es auch, wenn sich der Kindergarten sich an der Wunschbaum-Aktion der Gemeinde Edewecht beteiligt. Im Rathaus wird eine Wunschkarte eines bedürftigen Kindes abgeholt. Dann überlegt die Gruppe gemeinsam ein Geschenk, verpackt es und gibt es im Rathaus ab. Dass es auch darum geht, an andere zu denken und mit anderen zu teilen, erfahren die Kinder so auf ganz praktische Art und Weise.
Auch wenn das Programm auf Ruhe und Besinnung abgestimmt ist – es bleibt doch hektisch in diesen Wochen. „Da kommen viele Faktoren zusammen“, sagt Anke Timmermann und weist darauf hin, dass sich auch die Erzieherinnen in ihren Familien auf die Feiertage vorbereiten wollen. „Natürlich möchte jede Mitarbeiterin im Dezember auch einmal einen Tag frei haben, aber das ist ganz schwer zu realisieren. Gerade jetzt werden alle Kräfte gebraucht.“
Vorbereitung beginnt früh
Im Kindergarten selber, das betonen beide Gesprächspartnerinnen übereinstimmend, geht die Vorbereitung auf diese Zeit eigentlich direkt nach den Sommerferien los. Rechtzeitig will überlegt sein, welcher Themenschwerpunkt in diesem Jahr die Adventszeit prägen soll. Schließlich soll der Ablauf nicht in jedem Jahr gleich sein. Auch äußerliche Dinge wie z.B. die Raumdekoration oder der Adventskranz müssen rechtzeitig bedacht werden.
Erst recht gilt das für die größeren Projekte wie etwa das Nikolaus-Theater, das in Jeddeloh II seit vielen Jahren Tradition hat. Die Erzieherinnen bereiten ein Theaterstück für die Kinder vor. In diesem Jahr wird es auch wieder für die Eltern aufgeführt. Insgesamt vier Vorstellungen für die Öffentlichkeit sind geplant. „Es ist immer wieder schön zu sehen, mit wie viel Freude und Engagement die Kolleginnen dieses Theaterstück vorbereiten und wie begeistert die Kinder, aber auch die Eltern in den Vorstellungen sind“, schwärmt Anke Timmermann.
Eltern einbeziehen
Auch die Eltern spielen in der Adventszeit eine wichtige Rolle. „Wir beziehen die Eltern ein, damit sie solche Aktionen wie z.B. die Teilnahme an dem Wunschbaumprojekt auch mittragen,“ sagt Regina Müller-Backermann.
Die Eltern beteiligen sich auch auf andere Weise, indem sie mit den Kindern backen oder ihnen vorlesen. „Das ist auch ein schönes Geschenk für die Kinder“, unterstreicht die Erzieherin.
Von besonderer Bedeutung in diesen Wochen sind natürlich die Gottesdienste, die gemeinsam mit den Einrichtungen gefeiert werden. Auch darauf bereiten sich Erzieherinnen und Kinder vor: Krippenspiele werden einstudiert, Lieder gemeinsam geübt. Und wenn dann kurz vor Weihnachten in einer der Kirchen oder auch im Kindergarten Gottesdienst gefeiert wird, dann wissen die Kinder: Nun dauert es nicht mehr lange bis zum Heiligen Abend. Die Dunkelheit und das Kerzenlicht sorgen für eine weihnachtliche Atmosphäre, besonders, wenn dann auch noch Schnee liegt.
Advent in der Familie
Etwas mehr Ruhe und Zeit in der Familie – das ist es, was die Erzieherinnen vielen Kindern wünschen würden. Denn selbst die Kleinen haben in den Wochen im Dezember häufig einen vollen Terminkalender. Wenn z.B. am Nachmittag eine Weihnachtsfeier der anderen folgt, dann haben es Einrichtungen schwer, die Konzentration der Kinder am Vormittag auf das Eigentliche des Weihnachtsfestes zu richten. „Für die Kinder ist es auch wichtig, zuhause in die Vorbereitungen einbezogen zu werden. Gemeinsam backen, eine Geschichte vorlesen im Kerzenschein des Adventskranzes – das hilft den Kindern, zur Ruhe zu kommen“, rät Anke Timmermann den Eltern. Sie bedauert, dass es vielen Eltern gar nicht möglich ist, sich dafür Zeit zu nehmen.
Und wie erleben die Erzieherinnen ganz persönlich diese hektische Zeit? Können Sie auch im Kindergarten ein wenig Ruhe und Besinnung „tanken“?
„Doch“, sagt Anke Timmermann, „es gibt sehr viele Momente der Freude!“ Und Regina Müller-Backermann ergänzt: „Natürlich ist es auch anstrengend – aber dann komme ich morgens in den Kindergarten und sehe die brennenden Kerzen und das Strahlen in den Kinderaugen im Morgenkreis. Das ist eine Freude, die auch Ruhe und Besinnung gibt, und dann weiß ich: Ja, genau das ist Weihnachten.“
(Uwe Martens)