Sommerkirche 2025 – „Maria Magdalena“

(NE) Maria Magdalena. Hure oder Heilige? Sicher ist das auch zurückhaltender zu fragen, aber letztlich ranken sich genau darum die Phantasien der Schriftsteller seit dem 2./3. Jahrhundert. Damals schreibt ein früher Sektierer das sogenannte „Philippus-Evangelium“ und das Jesus sie „häufig auf den Mund küsste“. Im Musical „Jesus Christ Superstar“ wird sie 1973 gezeigt als in den Gottessohn verliebte Ex-Prostituierte und schließlich behauptet Dan Brown in seinem Roman „Sakrileg“ (2003), dass sie mit dem Heiland zusammen eine gemeinsame Tochter hat. Die Tradition in der katholischen Kirche sieht sie als „Apostelin der Apostel“. So empfiehlt Papst Franziskus sie 2016 allen Frauen als Vorbild und wertet den 22. Juli zu einem Festtag der „Heiligen Maria Magdalena“.

In der Bibel findet sich nicht viel Handfestes über die vom Heiligen Vater Hochgelobte und Verehrte. Sie stammt aus einem am See Genezareth, wird von Jesus geheilt und folgt ihm und seinen Jüngern nach. Am Ostermorgen sieht sie als Erste das leere Grab und bringt sagt die Botschaft von der Auferstehung in die Welt. So weit, so gut, so knapp. Eigentlich kein guter Grund weiter zu spekulieren und Gerüchte in die Welt zu setzen … eigentlich.

Im Jahr 591 hält Papst Gregor I. aber eine Predigt, in der Maria Magdalena mit einer namenlosen Frau gleichgesetzt wird, einer Sünderin. Sie wäscht Jesus unter Tränen die Füße und trocknet die mit ihrem Haar. Jetzt ist es nur noch ein kurzer Weg, „Sünderin“ wird synonym mit „Prostituierte“ gebraucht und das Bild der angeblichen Hure ist fertig. Da ist es dann nur noch eine Randnotiz, dass die christlichen Legenden schließlich behaupten, sie habe ihren Lebensabend in Südfrankreich verbracht.

Für Mobbing und üble Nachrede, haltlose Behauptungen und Verdächtigungen braucht es noch nicht mal die sozialen Medien unserer Zeit.

Maria Magdalena, wer bist Du? – „Ich habe den Herrn gesehen“, sagt sie.

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