Unterstützungs-Jubiläum: 30 Jahre Edewecht – Kalkutta

Rikscha
Indien auf dem Nikolaimarkt 2010: Rikscha-Fahrten

Am 30. September 2012 ist es wieder soweit: die Ev.- Luth. Kirchengemeinde Edewecht lädt ein zum Nikolaimarkt rund um das Haus der offenen Tür. Wie immer wird auch in diesem Jahr der Erlös an das Witwenprojekt in Tiljala/Kalkutta gespendet und dort für Gesundheit, Bildung und Lebensunterhalt der Frauen und Kinder verwendet. Warum, werden die Organisatorinnen immer wieder gefragt, geht das Geld ausgerechnet nach Indien? Das ist eine längere Geschichte!

Die Edewechter Pfarrerstochter Christiane Reinke hatte 1982 im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit vier Monate in Kalkutta verbracht und dabei die menschenunwürdigen Lebensbedingungen in den Slums am eigenen Leib erfahren. Unter anderem lernte sie dort auch den Sozialarbeiter Mohammed Alamgir kennen, der versuchte, in den Slums Hilfsprojekte aufzubauen. Alamgir, der übrigens selbst in einem Elendsviertel aufwuchs, schaffte es, nach und nach ein Netzwerk von Dauerspendern zu bilden, dem z.B. auch die Gossner Mission angehörte.

Zahlreiche Aktive in Edewecht

Nach ihrer Rückkehr aus Indien begann Christiane Reinke mit Unterstützung ihrer Schwester Anne und anderen Mitgliedern der Kirchengemeinde Edewecht Geld zu sammeln für die mittel- und wohnungslosen Witwen im Slumviertel Tiljala. Ob im damaligen Kirchenchor oder im Handarbeitskreis der Frauenhilfe – überall wurde für den guten Zweck gewerkelt, gekocht oder gehandarbeitet. Verkauft wurden die Produkte dann auf dem jährlichen Weihnachtsbasar, aber auch nebenher „nach Bedarf“. Im Laufe der Jahre wurde unsere Kirchengemeinde so zu einer wichtigen und zuverlässigen Dauerspenderin. Die finanzielle Abwicklung legte man schon früh in die Hände der Deutschen Kalkutta Gruppe, die dadurch auch in Edewecht aktive Mitglieder bekam.

Zahlreiche Pastorinnen und Pastoren und eine unentwegte Schar von Mithelfenden haben seither die Arbeit mitgetragen und nach dem frühen Tod von Christiane Reinke in ihrem Sinn weitergeführt. In den ersten Jahren flog die Edewechterin Almuth Rösick sogar mit auf die jährlichen Inspektionsreisen der Kalkutta Gruppe.

Projektleiter berichtet regelmäßig

Noch immer ist Mohammed Alamgir der Ansprechpartner. Regelmäßig im Frühjahr bekommt die Kirchengemeinde von ihm die Bestätigung, dass das Geld eingegangen ist und einen Bericht, wofür es verwendet wurde. Sein Engagement als Leiter einer Dachorganisation von Hilfsprojekten erstreckt sich mittlerweile auf vier Elendsviertel in Kalkutta und eine Reihe von Projekten, darunter ein Müllsammelprojekt. Saubere Straßen, wiederverwertete Rohstoffe und Arbeitsplätze für die Sammlerinnen und Sammler – das sind gute Argumente, die das katholische Hilfswerk Misereor bereits im Jahr 2000 von einer Förderung dieses Projektes überzeugt haben.

Das Witwenprojekt in der Tiljala Road hat nur noch einen regelmäßigen Dauerspender: die Kirchengemeinde Edewecht. Die Edewechterinnen und Edewechter haben alleine in den letzten zwölf Jahren, das ist der Zeitraum, in dem die derzeitige Buchhalterin der Deutschen Kalkutta Gruppe verantwortlich zeichnet, 29.550 Euro für den Unterhalt der Witwen zusammengetragen. Weil der Spendenfluss in den ersten Jahrzehnten noch lebhafter war, liegt die Gesamthöhe vermutlich knapp im dreifachen Bereich der genannten Summe.

Anne Reinke von Anfang an dabei

30 Jahre! Dieses Jubiläum ist ein guter Grund, einige der beteiligten Ehrenamtlichen nach ihren Beweggründen für ihre Mitarbeit zu fragen.

Nur eine Person ist als Dienstälteste von Anfang an dabei, und ein Nikolaimarkt ohne Marmelade aus ihrer Küche ist nicht vorstellbar: Anne Reinke. Zwei Leitsätze fallen im Gespräch mit ihr. Den einen: „Alle Menschen sind vor Gott gleich“ hat ihr Vater seinen acht Kindern mit auf den Weg gegeben. Die Erkenntnis des anderen: „Nur Entwicklung bringt dieser Welt Frieden, ganz egal in welchem Land“, war und ist eine der Triebfedern für Annes berufliches und ehrenamtliches Engagement. Christsein ist für sie etwas, das gelebt werden muss, und Toleranz gegenüber anderen Kulturen kann, so Anne, nur durch Kontakte über den Tellerrand hinaus entstehen. Wenn es dann auch noch Spaß macht, wie der Nikolaimarkt, werden andere angesteckt.

Nikolaimarkt
Anne Reinke beim Nikolaimarkt

„Mit kleinen Händen Großes bewirken“

So geschehen bei der Jüngsten im Vorbereitungsteam, Sandra Martinez. Sie schreibt: „Auch wenn ich im letzten Jahr zum ersten Mal aktiv dabei war, hat es mir unheimlich viel Freude gemacht und ich habe mich wohl anstecken lassen von den vielen Helfern, die mit unglaublicher Selbstverständlichkeit auch nach vielen Jahren super engagiert dabei sind. Wir vom Kindergottesdienst haben Lust dazuzugehören, es macht uns Freude, mit kleinen Händen bei Großem mitzuwirken, dieses fröhliche Fest mitzugestalten und damit anderen Menschen zu helfen.“

Margaretha Winkler „ist immer wieder gerne dabei“. Sie freut sich besonders auf die Begegnungen mit den Menschen vor Ort und die Zusammenarbeit mit den anderen Aktiven. Es macht ihr Spaß zu sehen, „wie aus kleinen einzelnen Beiträgen ein schönes größeres Fest wird, das bis nach Indien reicht“.

Nikolaimarkt
Verkaufsstände zugunsten des Hilfsprojektes

Auch Annegret Bischoff betont, dass ihr die Arbeit für den Nikolaimarkt sehr viel Freude macht „weil wir eine offene, herzliche, tolerante und vielseitig interessierte Truppe sind und alle gut miteinander arbeiten.“ Es haben alle etwas davon, wenn wir einerseits ein Fest für die Kirchengemeinde organisieren und damit andererseits Geld für einen guten Zweck einnehmen, meint sie.

Elke Kahlen möchte mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz Hilfe zur Selbsthilfe leisten. „Wir in Europa haben mehr als genug, sind sozial abgesichert. Die Menschen in Indien sind nicht Schuld an ihrem Schicksal – vieles ist einfach Zufall“ sagt sie. „Außerdem ist es immer wieder schön, gemeinsam ein Projekt anzupacken und damit Erfolg zu haben“.

Vermutlich würden sich alle anderen Mitarbeitenden, egal ob in der Cafeteria, beim Aufbau, in der Öffentlichkeitsarbeit oder in einem der anderen Bereiche, dem oben Gesagten mehr oder weniger anschließen. 30 Jahre und kein Ende in Sicht: Wenn das kein Anlass zum Feiern ist!

„Miteinander feiern, manchmal denke ich, wir tun das viel zu selten“ so Pastor Achim Neubauer. Ihn „begeistert in jedem Jahr, dass wirklich ALLE Altersgruppen vertreten sind“. Auch er freut sich auf ein schönes Gemeindefest mit zahlreichen Begegnungen und neuen Impulsen.

Imke Martens

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