Ums Teilen ging es in dem Erntedank-Gottesdienst, den Pastor Werner Dettloff am 30. September mit Schülern der Grundschule Edewechterdamm in der geschmückten Martin-Luther-Kirche in Süddorf gefeiert hat. Die beiden Mäuse Paul und Pablo unterhielten sich über das Teilen – und diese Geschichte wollen wir hier gern veröffentlichen:
Gespräch zwischen der Stadtmaus, die im Süden Urlaub macht, und der Wüstenmaus
O Mann, ist das hier heute heiß! Ist hier denn niemand? Oh doch, da! – Hallo, du da, kannst du mir mal den Weg zu einem guten Futterplatz zeigen? Ich habe Hunger und Durst und möchte etwas essen und trinken!!
Tja, Hunger und Durst habe ich auch wohl, aber das mit dem Futterplatz ist hier nicht so einfach.
Wieso? da geht man doch einfach in ein Menschenhaus, und besorgt sich, was man so braucht: Speck und Käse und Brot und Wurst und so … und mmmh, leckeren Braten oder Kuchen, und Limo oder Bier oder frische Milch.
Kuchen? was ist das denn?
Das ist so was Leckeres, Süßes! Kennst Du das gar nicht?
Sie tun so, als wäre das so selbstverständlich? Sagen Sie mal, wo kommen Sie denn her? Gibt es denn da so viel Gutes zu essen? Wieso sind Sie denn da weggegangen und warum sind Sie da ausgerechnet hierher gekommen?
Wieso? Ich komme aus Süddorf bei Edewecht, das ist in der Nähe von Oldenburg, und das wieder ist eine große Stadt weit im Norden der Welt. Aber hier im Süden scheint die Sonne so schön, hier will ich Urlaub machen! Außerdem kannst du ruhig du zu mir sagen, ich heiße Paul.
Oh, tatsächlich? Zufällig heiße ich genauso, aber bei uns sagt man Pablo. Aber sag mal, stimmt das, dass ihr bei Euch immer so viel gutes zum Essen habt?
Na klar, bei uns gibt es von allem so viel man will!
Paul, das klingt ja als kämst du aus dem Schlaraffenland! Habt ihr es gut in Süddorf! Du siehst auch wirklich gut genährt aus!
Ja wieso, bei uns ist das selbstverständlich! Und nun erklär mir mal, Pablo, warum gibt es denn bei euch nicht genug zu essen? Du siehst auch wirklich ziemlich mager aus!
Ja, das macht eben der Hunger! Auch die Menschen haben bei uns nichts zu essen! Weißt du, hier wird keiner richtig satt. Es gibt für uns einfach nichts! Nur für die Touristen am Strand wird ganz gut gesorgt, die kriegen was. Und wir haben auch noch so viele Flüchtlinge zu versorgen. Es gibt zu wenig Ärzte und zu wenig Schulen.
Aber wie kommt das? Arbeitet man bei euch nicht? Oder seid ihr bloß zu faul?
O nein, wir müssen hier sehr schwer arbeiten! Schufte du mal bei dieser Hitze! Und das schlimmste ist, es gibt wenig Wasser. Da wird man einfach schwach. Und darum können wir auch keine Vorräte anlegen. Es reicht ja kaum so zum leben. Und in der Zeit bis zur nächsten Ernte sterben viele, besonders die armen Kinder.
Oh die armen kleinen Mäuschen! Wie kann der liebe Gott das nur zulassen, daß die so verhungern müssen?
Gott? Wieso meinst du, dass der Schuld an unserer Not ist? Gibt er den Menschen nicht genug zu essen? Hast du nicht gesagt, dass es bei euch reichlich und im Überfluss alles gibt, was ihr braucht?
Oh ja, eigentlich müsste man dankbar sein, dass Gott so reichlich für uns alle in der Welt sorgt!
Ja, aber uns knurrt der Magen, weil ihr alles für euch behalten wollt! Oder stimmt das nicht?
Doch, Pablo, eigentlich hast du wohl recht. Ich habe da nur zu wenig drüber nachgedacht. Man müsste das, was da ist, nur richtig miteinander teilen, dann haben alle was davon!
Au, das wäre fein, Paul, wenn ihr das machen könntet. Dann können alle gut leben! Denn was sollen wir hier bloß machen ohne genug zu essen? ohne Schule, ohne Medizin, ohne Brunnen, ohne Strom? – Wir sind so viele, die trotz harter Arbeit in Armut und Hunger und Krankheit leben, weil es an allem fehlt.
Ihr hungert hier, und bei uns schmeißt man so viel Essen weg!
Du glaubst gar nicht, wie wir hier sparen müssen. Jedes Restchen und Fitzelchen Brot, jedes Körnchen Reis wird aufbewahrt und aufgegessen, das schmeißt man doch nicht weg! Ich glaube, ihr wisst gar nicht, was Hunger ist! Sag mal, seid ihr eigentlich dankbar, dass es euch so gut geht?
Doch, wir feiern ja Erntedankfest!
Erntedankfest? Was ist das?
Da danken wir Gott, dass er uns Menschen mit seinen guten Gaben speist. Da danken wir für die Früchte, die geerntet wurden und dass wir dadurch reichlich zu essen haben, und dass es uns so gut geht.
Ach, wenn wir doch auch Erntedankfest feiern könnten! Leider kriegen wir kaum was ab von den guten Gaben Gottes, weil die Reichen es meist für sich behalten.
Da fällt mir die Geschichte von Jesus ein, wie er dafür sorgte, dass alle satt werden konnten. Er dankte Gott und teilte das, was da war an die Menschen aus. Da wurden alle satt! Und sie feierten zusammen ein Fest
Ja, das ist eine schöne Geschichte – aber sie muss auch wahrgemacht werden! dann können wir alle leben…
Oh, ich schmeiß auch ganz bestimmt nie wieder Brot weg! Und wenn ich nach Süddorf zurückkomme, wir haben da eine Mäuseschule in E-damm, dann werde ich allen erzählen, dass wir die guten Gaben Gottes nicht selbstverständlich hinnehmen und nur für uns behalten dürfen. Wir sollten mit den Armen, die es überall gibt, teilen, damit alle leben!
Au ja! und was machen wir nun?
Jetzt lad ich dich zum Essen ein, mal sehen, ob wir irgendwo was kriegen, und dann feiern wir beide zusammen Erntedankfest!
Au ja! Prima!
Dazu hörten die Schülerinnen und Schüler die folgende Geschichte aus der Bibel – sie steht dort im Markusevangelium im 6. Kapitel (Markus 6,15-44):
Den ganzen Tag war Jesus draußen vor der Stadt mit mehr als tausend Leuten zusammen. Er erzählte ihnen von Gottes Liebe. Als es Abend wurde, sagten seine Jünger zu ihm: Es ist einsam hier, und der Tag ist fast vorüber! Schick doch die Leute weg, dass sie sich in den Höfen und Dörfern ringsum was zu essen besorgen, denn sie haben Hunger. Jesus sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen was zu essen!
Und sie fragten ihn: Sollen wir hingehen und für tausend Taler Brot kaufen und ihnen zu essen geben? Das ist doch viel zu teuer, das geht doch gar nicht! Da sagte Jesus: Ich will euch zeigen, wie alle etwas zu essen bekommen! Seht doch mal, wieviel ihr dahabt! Na los, geht und seht!
Sie guckten nach und meldeten: Da sind fünf Brote und zwei Fische! Und Jesus ließ all die vielen Menschen sich hinsetzen im Gras. Und sie bildeten große Gruppen.
Und Jesus nahm das, was da war, die fünf Brote und die zwei Fische. Und er betete und dankte Gott dafür. Dann gab er es den Jüngern und sagte: Teilt es aus! Und sie teilten es aus. Und siehe, sie aßen alle und wurden alle satt. Und es blieb sogar noch was übrig. Und alle Brocken, die übrig waren, wurden sorgsam eingesammelt.
Und sie blieben noch beisammen und es war wie ein kleines Fest. Jesus hatte nicht nur über Gottes Liebe geredet, er hatte auch gezeigt, daß keiner Hunger haben muß, wenn man dankt und teilt.