Der Bus kommt um die Ecke. Die Türen öffnen sich. 30 Gesichter strahlen ihren Eltern entgegen, etwas müde vielleicht, aber glücklich. Wieder einmal ist eine Fahrt der Ev. Jugend vorüber. Wie funktioniert das eigentlich – Sommerfreizeit? Im Gespräch mit Mitgliedern eines Freizeitenteams blickt Kark un Lüe hinter die Kulissen.
Die Fahrt nach Göhrde ist eine der Edewechter Sommerfreizeiten in diesem Jahr. Zehn Ehrenamtliche stellen gemeinsam mit Diakon Volker Austein ein Programm für 30 Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren auf die Beine. Die Edewechter haben bereits Fahrten nach Göhrde organisiert und wissen daher, was sie vor Ort erwartet. „Wir können viele Aktivitäten draußen durchführen. Das Gelände ist dafür ideal“, berichtet Geeske Martens (17), die zum dritten Mal eine Kinderfreizeit begleitet. „Darum wird unser Thema in diesem Jahr auch viel mit Action und Abenteuer zu tun haben.“
Seit März sitzt das Team an der inhaltlichen Vorbereitung. Was hat uns Spaß gemacht, als wir 12 waren? Was kommt gut an, welche Erfahrungen haben wir von früheren Freizeiten? Was möchten wir gern einmal ausprobieren? Das sind einige der Fragen, die am Anfang der Vorbereitung stehen – bis dann ein Thema gefunden ist, das der Freizeit den roten Faden gibt.
Schon im Herbst des letzten Jahres ist entschieden worden, wer zum Team gehört. Bei der Auswahl spielt der Diakon eine wichtige Rolle: Er kennt die Ehrenamtlichen und kann einschätzen, wer geeignet ist. So sind erfahrene Teammitglieder des Vorjahres wieder dabei, aber auch neue Teamer bekommen die Chance, Erfahrungen zu sammeln. Die Ehrenamtlichen können sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Neuen können den „alten Hasen“ über die Schulter gucken.
Selbstversorgung nicht Selbstzweck
Zwei Personen sind für die Küche zuständig – die Freizeit setzt auf Selbstversorgung. Sie kümmern sich um Einkauf und Rezepte. Dabei lassen sie sich im Vorfeld beraten, und sie können auf vielseitige „Kochbücher für Gruppen“ zurückgreifen. Vor Ort wird das Küchenteam jeweils um eine Gruppe von Teilnehmenden ergänzt. Die Selbstversorgung ist nicht Selbstzweck, sondern Teil des pädagogischen Konzeptes. Der Umgang mit Lebensmitteln und die Zubereitung von Mahlzeiten für andere ist für viele Kinder eine neue Erfahrung.
Ebenso wichtig für die Vorbereitung sind die pädagogischen Fragen: Was machen wir, wenn ein Kind Heimweh hat? Wann ist Nachtruhe? Diese und andere Fragen werden intensiv diskutiert und gemeinsam entschieden. „Trotzdem passieren auf der Freizeit Dinge, über die man so noch gar nicht nachgedacht hat, und auch da muss man richtig reagieren“, sagt Geeske, und Lisa Wraase (15), die auch zum dritten Mal dabei ist, ergänzt: „Es gibt kein Patentrezept, jedes Kind ist anders. Darum muss man sich immer neu auf die Situation einstellen“. Vor Ort sprechen sich die Teamer auch untereinander ab, wenn sie sich nicht sicher sind. Auch das ist der Vorteil des großen Teams.
Hilfreich sind auch die Teamsitzungen jeden Abend während der Freizeit. Dort werden organisatorische Dinge besprochen, aber auch Probleme, die aufgetaucht sind. Die gegenseitige Unterstützung gehört dazu. Ob der Umgang im Team gut funktioniert, registrieren die Eltern schon beim Info-Abend vor der Freizeit. „Das ist wichtig“, betont Lisa: „die Eltern sollen wissen, dass ihre Kinder bei uns gut aufgehoben sind.“
Die Praxis kommt auf der Freizeit
Die Teammitglieder haben an Mitarbeiterschulungen teilgenommen und sind sehr gut vorbereitet. „Es ist wie in der Fahrschule“, erläutert Urte Harbers (16), die ebenfalls zum dritten Mal mitfährt. „Die Praxis bekommt man erst beim Fahren. In der Schulung werden die Grundlagen gelegt, und auf Freizeiten lernt man, das Wissen dann anzuwenden.“ Verantwortung übernehmen die Teammitglieder nicht nur für das Freizeitprogramm und die täglichen Andachten. Jeweils ein Teamer ist als Tagesleitung für den Ablauf eines Tages zuständig, und jeder übernimmt für die Kinder in einem Zimmer die Rolle des Ansprechpartners. Abends eine Geschichte vorlesen, sich die Erlebnisse des Tages erzählen – für die Kinder sind diese Teamer wichtige Bezugspersonen. Natürlich gibt es auch Nachtwachen, die am späteren Abend dafür Sorgen, dass die Kinder zur Ruhe kommen.
Intensive Vorbereitungen, wenig Schlaf auf der Freizeit, aber viel Arbeit und Verantwortung: Was reizt die Ehrenamtlichen an dieser Aufgabe? „Es macht einfach Spaß, eine solche Fahrt zu organisieren“, sagt der 15-jährige Marvin Timmermann. Spaß und Neues auszuprobieren sind auch für die anderen wichtige Aspekte. „Man lernt etwas für das Leben“, sagen die Jugendlichen. Lennart Lehmkuhl (17) findet wichtig, dass man herausfindet, was man eigentlich alles kann, und mit seinen Stärken und Schwächen umzugehen.
Und wie ist es nun mit dem Heimweh? „Meistens hilft es schon, wenn man in den Kindern Vorfreude auf das Programm des nächsten Tages weckt“, sagt Lisa. Und so werden wohl auch in diesem Sommer wieder 30 Kinder aus dem Bus steigen, etwas müde vielleicht, aber fröhlich.
Uwe Martens